Mittwoch März Spaziergang (1993)

Gegen halb zwei überkommt es ihn. Er bestückt ein paar HB-Rolls mit Blättchenpapier, steckt sie wieder in die Schachtel. Nicht um alle zu rauchen, eine vielleicht zwei.
Er öffnet leise die Haustür und schließt sie mit dem Schlüssel, um so jedes Geräusch zu vermeiden. Vor dem Haus, es ist angenehm kühl, aber nicht kalt, wird der Reißverschluss seiner dunkelgrünen Gummijacke, um die ihn ein genialer Künstler seines Kreises beneidet, zugezogen. Vor dem Haus ein Blick zum Fenster der Eltern, es rührt sich nichts, Stille, gnadenlos, schön.
Die Sohlen der hohen Wildlederschuhe machen kein Geräusch, nur einmal wird durch einen zwischen den Ritzen sitzenden Stein ein Schablaut erzeugt. Er entfernt den Störfaktor und geht seines Weges. Einfach nur spazieren, nachdenken, wie immer, wenn das Innere mit Einsdamkeit, die Außenwelt mit Stille gefüllt ist.
Automatisch führen die Schritte dann aber doch zum Tempel der lauten Musik, das Cult. Er hofft, keinen Eintritt zahlen zu müssen. „Stempel?“ „Eh, was?“ „Stempel?“ „Ne.“ „Dann zwei Mack.“ „Was, zwei Mark?“ “ Ja, egal.“ Er zahlt, geht herein. Laute Musik, einige Leute würden es als rhythmischen Krach bezeichnen, umflutet die Menschen. Geruch nach Rauch und sonst schlechter Luft. Nur wenige Leute sind da. Je heftiger der Klang, desto mehr tanzen, stampfen, schütteln die Haare. Alles wirkt irgendwie apathisch. Er bestellt ein Bier, raucht zwei Zigaretten, beobachtet die Leute. Einige bekannte Gesichter mit vergessenen oder nie gewussten Namen. Langsam wirkt die Gruppe an Leuten gähnend. Er geht wieder.
Draußen frische Luft. Sehr angenehm, er geht nach Hause. Schlafen, morgen muss gearbeitet werden.

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