Auf sinem Tisch häufen sich Unmengen an Nahrungsmitteln, die in durchsichtige Plastiktüten gehüllt sind. Der erste Tisch auf der linken Seite fällt durch mit Käse belegte Brötchen auf. Nicht solche mit weißem Mehl mit einem Schlitz in der Mitte, der diese Backwaren zuweilen wie schrundige Pobacken wirken lässt. Außerdem kann Herr Nipp einige Müsliriegel erkennen, die eher lichte Verpackungen haben, dies wohl als Zeichen einer propagierten Leichtigkeit. Trotz Naschen und süßer Bisse soll der Nutzer keine Gewissensbisse bekommen, auch wenn er die Süßigkeit ganz nebenbei und vielleicht fast unbemerkt verspeist. Ein Happs leichten Glücks. Tatsächlich liegt plötzlich eine leere Hülle eben dort, wo eben noch alles gefüllt war. Auf dem dahinter stehenden Tisch liegen verstreut ausschließlich leere Verpackungen. Hier scheint jemand echten Appetit gehabt zu haben. Aber die Flasche mit stillem Mineralwasser ist noch zur Hälfte gefüllt. Höchstwahrscheinlich wird diese dann auch halbvoll den Weg in den Müll finden. Hier aufzulisten, was sich auf den weiteren 18 Tishcen jeweils finden lässt, ist wohl müßig. Trotzdem ausschnitthaft. Bananen, geschälte und geviertelte Äpfel und Möhren, Kaugummis, Schokolade in allen erdenklichen Formen und Formaten, weitere nichtalkoholische Getränke, Stullen, Stuten, Plätzchen. Die vielen Packungen mit Lutschbonbons nicht zu vergessen, neben denen sich dann Berge glänzenden Einwickelpapiers häufen, nein, kein Papier, auch hier kommt Plastik zum Einsatz. „Plastik, der unersetzliche Ersatz“ hieß vor Jahren einmal eine Fernsehreihe. Herr Nipp muss plötzlich lachen. Die Installation mit dem Namen Classroom in einem der führenden Museen der Welt ist so banal, man könnte sie bei jeder Klausur in jeder halbwegs organisierten Schule der Welt finden.
Und trotzdem ist er berührt, lässt sich anrühren und verleiten, auch er greift ganz nebenbei zu, ohne schlechtes Gewissen isst er einen der Riegel. wird zum Teil des Kunstwerks. Dieses Werk ist in jedem Teil zu jeder Zeit ersetzbar. Hier entsteht ein eigener Wert. Jenseits von Galeriekunst, jenseits des Monetarismus. Wenn Kunst auch die Abbildung der Realität ist, kann sie auch Nachbildung sein. Im optimalen Fall aber ist sie die Bildung von Realität, ist befragbar und angreifbar und gerade dadurch stark.
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