Unten im Hof hat er eine Feuerstelle gebaut. Selten zuvor hatte er mit Mörtel und Beton gearbeitet, aber das musste nun notgedrungen sein. Aus seinem riesigenHaufen gesammelter Steine, den er neben dem Haus liegen hat, hatte er die passenden Pflastersteine gesucht und einige Grabtrittplatten aus rotem und grauem Granit, letztere hatte er mit einem Hammer in die richtige Größe gebracht, kleine, handliche Würfel. Als genügend Material versammelt war, legte er zunächst einmal die Pflastersteine zu einem großen Kreis aus, einfach zu sehen, wie groß erstens die Mulde sein konnte, ohne weitere Steine hinzukaufen zu müssen, und zweitens, wie gut es abseits der Theorie im realen Umfeld aussehen würde. Nachdem ein Druchmesser von gut einem Meter festgelegt worden war, hob er das Loch aus, musste feststellen, dass der Untergrund offenbar vor dem Verlegen der Betonplatten, die er danach entfernen will, bearbeitet worden ist.
Er fühlt sich seltsam weich an und sehr feucht. So als habe dieser Boden lange nicht die Möglichkeit gehabt zu trocknen. Herr Nipp findet einige völlig verrostete Metallgegenstände, die er nicht mehr genau bestimmen kann, die aber ungute Assoziationen wecken. Er entsorgt sie schnell, denn mit diesen geborgten Erinnerungen will er in diesem Moment nichts zu tun haben. Auch im Wissen, dass damit ein Stück eigener Geschichte vernichtet wird, muss er diese Gegenstandsreste beseitigen. Vergessen wird sie damit nicht, aber zuweilen ist es besser, zumindest die Artefakte in die Geschichte zurückzugeben. Selbst Erinnerung zu werden. Jede Familie hat ihre eigene Vergangeheit, ihre eigenen Zusammenhänge und vielleicht fatalen Verstrickungen. Idylle ist letztlich immer nur ein kurzer Zwischenzustand, der durch Taten erkauft wird – irgendwann. Die Idylle aber finden wir auf den Erinnerungsfotos, wer würde schon das Grauen freiwillig dokumentieren, abgesehen vielleicht von den Sadisten.
In die Mitte der Grube stellt er einen mittleren Tontopf, damit in Zukunft das Regenwasser wird ablaufen können, damit beim Brennen der Rauch senkrecht in den Himmel steigen wird. Darum herum werden die selbst behauenen Granitsteine spiralig in Beton gesetzt, die Fugen später mörtelt er aus, setzt einen etwas höheren Rand aus Porphyr und Basalt, einige Granitsteine dazwischen, eben jene gesammelten Reste, die vom Abräumen der Gräber übrig geblieben sind. Darum herum einen weiteren, noch höheren Rand aus weiteren Pflastersteinen, leider fehlen ihm sechzehn Kuben, die er nachkaufen muss. Danach beginnt er den Hof von den hässlichen Betonplatten von 40x60cm zu befreien, ersetzt sie mit verschieden großen dunkelroten Sandsteinplatten, die ebenso spiralig gelegt sind. In umgekehrter Richtung, um dieserart etwas auszugleichen, was er nicht beschreiben kann, oder vielleicht will er es auch nicht.
Einige Tage später wird er dort ein Feuer machen, ein Osterfeuer am Karfreitag.