Frühstück

Von gräßlich schmalziger italienischer Popmusik umspült; heute bekommt der Gast kein Frühstück mehr an den Tisch gebracht. Das Büffet ist modern, will sagen zeitgemäß, für Allesfresser, Vegetarier, Veganer und natürlich jeglichen Allergiker geeignet. Ein Ort im Raum vereint alle Zutaten, dort stürmen die Gäste nach dem Aufwachen hin. Entweder haben sie des öfteren zu wandern, laufen dann mit dem Gefühl, von den anderen angestarrt zu werden, oder sie füllen sich den Teller mit einem Turm zu Babel, auch das ist peinlich. Nur die Säfte muss man nachholen, denn die Gläser sind natürlich viel zu klein. Die letzten wählen die Diätvariante, sie essen weniger, als sie brauchten, der Peinlichkeit zu entgehen. Da betritt ein Grauhaariger den Raum, die klassische Silberlocke, kleinkariertes Hemd, Hose im Militärlook, zückt sein bereits mehrfach gebrauchtes Stofftaschentuch, reinigt sich geräuschvoll die Nase, streicht die Reste mit der rechten Hand in den Schnauzbart, steckt den feuchten Lappen siegessicher in die Innentasche des Jackets, fasst wählerisch sämtliche Früchte dort an und nimmt die passenden. Den anderen läuft ein Schauder über den Rücken. Sie essen auf und gehen zügig. Keiner holt jetzt mehr nach. Ich liebe Frühstücksbüffets.

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