Fremde

Frühmorgens in diesem fremden Zimmer aufzuwachen. Ein Blick über die weite Berglandschaft, dem Tritt vor den Solarplexus nicht unähnlich, ihm bleibt das Leben stockend in den Lungen hängen. Die eigensten Selbstverständnisse scheinen in diesem Moment im wahrsten Sinne des Wortes verrückt, aus der Spur gerückt. Diese fast reingeistige, diese rein landschaftliche Schönheit, Urgewalt, so ein Teil dieser Wahrnehmung sein zu dürfen, dieser grundlegenden Erkenntnis. Trotz des Sturms der vergangenen Nacht, der in den Bergen tobte, die Hänge zum Erzittern brachte, die Steinlawinen hart angriff, geschlafen zu haben und dieses Gefühl im Leib zu spüren. „Bereit bist du für diesen Tag.“, so lacht die innere Stimme. Bereit, die Stiefel, Wanderschuhe zu schnüren und gegen die Wetterkälte, den Rauregen und das Gleißlicht der Landschaft für sich zu erkunden, erobern. Ja, solche Gedanken konnte er bisweilen haben, um dann im Aufklaren des Blickes zu erkennen, das waren gar keine Berge, sondern die Chipstüte, die er gestern so verächtlich in die Ecke geworfen hatte.

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