Jagd (aus „Waldgedichte für naive Anfänger“)

Gelb und grün das Fleckenlicht
wandert über den Boden
leider nur, ich seh es nicht,
in meinem grünen Loden.

Denn im Versteck im Ansitz sitz ich,
im Anschlag wartend ein Gewehr,
Sonne auf Regenblättern blitzt sich,
so wird das Warten mir doch schwer.

Von oben hör ich Eulen jammern,
dass die Nacht zuende ist,
sich Spechte an die Rinde klammern,
und dass du schon gegangen bist.

Im Laub da rascheln alle Mäuse
gleichzeitig, als wär dort ein großes Nest,
es wird mir mulmig im Gehäuse,
trink aus dem Flachmann einen Rest.

Von oben hör ich Äste fallen,
weil ein Marder randaliert,
die laut auf den Kasten knallen,
als sei die Welt nicht orientiert.

Im Laub unten zwischen den Steinen
hör ich die flinken Füchse jaulen,
doch zu sehen krieg ich keinen,
sie werden sich wohl heimlich kraulen.

Von oben hör ich nur Geschrei
und manchmal tierisch einen Furz;
geh ich hinaus, so bin ich frei.
Das Warten lang, das Gehen kurz.

Im Laub, da grunzen auch die Schweine,
verdorrich, was soll das denn jetzt?
Ich seh kein Rüssel, keine Beine,
so langsam fühl ich mich gehetzt.

Ich gebe auf, so geht das nicht,
werd keinen Elch mehr schießen,
die Türe zu, das Fenster dicht,
muss nun die Jagd beschließen.

„Nun ist er fort, das Leben tobt,
wir feiern heute mal.“
Der Elch nun seine Freunde lobt.
Der Jäger zieht frustriert zu Tal.

 

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