Der Weg war an sich sicherlich nicht ungebedingt einer der interessantesten, asphaltiert, vorausschaubare Biegung. Aber die Landschaft drumherum konnte ihn immer wieder begeistern. Seit vor einigen Jahren diese immer wieder debattierte Renaturierung der kleinen Flüsse eingesetzte hatte, gefiel dieser Weg. Überall wucherte die Natur endlich wieder, ließ einige Flecken von Kiesstrand frei, auf denen die Kinder Kinder sein durften, mit Steinen spielten und Dreckklümpchen lustvoll zerdrückten, Hunde gerne herumtollten und ganz nebenbei ihre Notdurft verrichteten. Vorbei an einigen Kunstwerken, die sich ganz harmonisch in die Landschaft einfügten, Die allgemeine Entwicklung abbildeten, denn man hatte beschlossen, Plastikstelen, die normalerweise als Anzeiger von unterirdischen Gas- oder Stromleitungen dienten, als naturgegeben hinzunehmen. Quasi als Kommentar darauf, dass sich auch in den fließenden Gewässern an allen möglichen und unmöglichen Stellen Plastiktüten und seltsam verformte andere Polimerteile verfingen. So konnte man in Trockenzeiten solche Wasserstandsanzeiger schließlich wie lustig winkende Fähnchen in allen Bäumen finden, die sich auf kleinen Inselchen inmitten der Fluten befanden. Als freundlichen hinweis auf die Frühlings- und Herbstüberschwemmungen, die es unmöglich machten, diesen Weg zu benutzen. Diese Kunst, und hier sind eben nicht die Flutreste in den Bäumen gemeint, die das Intellektuelle behauptete, ohne es jedoch auch nur im entferntesten einzuhalten, hatte genau in dem Moment nur noch wenig Spielerisches oder gar Ironisches, wenn ein Radfahrer einem freilaufenden Hund, der doch nur spielen wollte, ausweichen musste und in solchen Stelenkaskaden hängen blieb, aber das wäre sicherlich auch in einem Baum nicht besonders schön. Und was sollte es, dass man am Flussufer auch noch durchbohrtes Altholz zu Stapeln aufgehäuft hatte? Ja klar, durch die Löcher konnte man sich Ausschnitte der Landschaft anschauen. Besser gesagt, hätte man können, hätte man sich anschauen können, wenn nicht in regelmäßigen Abständen, das heißt vor allem nach durchtrunkenen Wochenenden, ebenjene Trinker ihre leeren Flaschen und die Überreste der Junkfoodexzesse dort zielsicher und vor allem fest hineingestopft hätten. Tatsächlich bildete sich so ein unerwartet natürlicher Anblick, der uns seit Jahrzehnten an allen Flüssen dieser Republik begeistert, ja geradezu euphorisiert und immer wieder zu romantisierenden Bemerkungen wie „Saustall“ hinreißen ließ, dieses Wort eine fast sehnsüchtige Hinwendung zur Landwirtschaft. Hier bildete sich eine Einheit von Kunst und Müll, wie man sie in jeder mittelmäßigen Galerie für viel, für sehr viel Geld erwerben konnte. Hier zeigte sich also an den Ufern der noch jungen Ruhr, dass die Menschen des Sauerlandes sehr wohl etwas von der Kunst verstanden, die Trinker verschafften einfachen Objekten den beuysschen Nimbus der Sozialplastik.
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