Ganz unten

Die Treppen ist er herabgestiegen. Ganz unten im Technikraum dieses Gebäudes muss er sich durch diverse Spinnwebenvorhänge arbeiten. Hände vor dem Gesicht auseinander ziehen, Gespinstgardinen teilen, damit er nicht nach wenigen Metern wie ein Zombie oder eine Hexe aussieht. Wer weiß, wie groß diese Biester hier unten sind? Als er gestern Abend eine schwarze Winkelspinne aus seinem Schlafzimmer entfernen wollte, musste er erkennen, dass die Spannweite der Beine um einiges über das Wasserglas hinausging. Nein, er hat keine Angst vor den flinken Krabblern, aber manchmal kann auch er sich erschrecken, etwa wenn ein solcher kleiner Gigant abends direkt vor ihm über den Teppich läuft. Natürlich bringt er die Tiere möglichst unversehrt nach draußen… möglichst weit weg, denn angeblich können sie bis zu mehreren hundert Metern zurück „nach Hause“ finden. Hier unten im Keller fühlt er sich ein Stück weit an einen Indiana Jones Film erinnert. Indiana Jones im Tempel des Todes. Dieser Gang mit den vielen Insekten, auf denen es sich läuft wie auf Popcorn. Egal. Er muss da durch, denn das Ventil muss zugedreht werden, sonst wird das Wasser oben ein verheerendes Werk anrichten. Es kommt, wie es sein muss. Natürlich liegt dieser Verschluss ganz hinten in der Ecke, die seit Jahren nicht mehr betreten wurde. Ganz klar, dass dort nicht nur Spinnen ihr Werk vollbracht, sondern offenbar eine gewisse Zeit auch Mäuse gelebt haben. Dann aber lächelt Herr Nipp. In der Ecke liegt auch eine Zeitung aus dem Jahr 1989, einige Tage vor dem Mauerfall, das ist doch mal eine Entdeckung und außerdem hat er sich vorausschauend schon Handschuhe in die Tasche gesteckt.

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