Verteilung

Jährlich einmal veranstalten die Neheimer Ratsdamen und -herren in Gedenken an einen Adligen, der der Stadt vor Jahrhunderten ein Wäldchen geschenkt hat, um im Kölner Dom bestattet zu werden, eine Stütchenverteilung an Kinder, besuchen die sterblichen Überreste, feiern einen Gottesdienst und gehen abends essen. Eine Schule und eine Straße wurden nach dem Grafen benannt, dieses Jahr sogar ein kleines Musikfestival. Wer weiß, denkt Herr Nipp, vielleicht findet sich ja irgendwann ein kinderloser Multimillionär, der die städtischen Schulden aus seinem Erbe tilgt, statt das Vermögen sinnlos in Dubai zu verballern und darum bittet, dass den ganzen Herbst über das gefallene Obst nicht unter den Bäumen verrottet, sondern zu Saft gepresst an Bedürftige verteilt wird. Wäre eine schöne Geste. Dafür könnte ihr oder ihm dann auch gerne ein Platz oder eine Straße, eine Bildungsstätte oder ein Kindergarten gewidmet werden. Wahrscheinlich wäre es nur schwierig, einen Platz im Kölner Dom zu bekommen, aber ein Denkmal auf dem alten Möhnefriedhof läge eh viel näher.

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